Sondertransport (Aktion T4) 579 Personen departure
Sondertransport (Aktion T4)
Bericht und Liste Deportation: Pflegeanstalt für Geisteskranke in Rastatt (Baden)
Ziel: Staatliche Heil- und Pflegeanstalt Zwiefalten (Württemberg)
Ankunft: Anzahl der Deportierten 579 Personen
Transportliste
Die immer weitere Reduzierung des Pflegepersonals durch Einberufung zum Militärdienst führte zuletzt dazu, dass nur noch sechs Pflegekräfte für etwa 650 Kranke vorhanden waren. Somit kündigte sich bereits Anfang 1939 das Ende der Anstalt an. Am 05. September 1939 wurden die 579 Kranken in die Heilanstalt Zwiefalten evakuiert, wo der Anstaltsleiter der Rastatter Anstalt Schreck mit seinem Personal weiterhin als selbständiger Leiter seiner Pflegeanstalt fungierte. Unzufrieden mit seiner persönlichen Situation und der völlig unzulänglichen Unterbringung seiner Kranken in Zwiefalten erschien Schreck häufig angetrunken zum Dienst, so dass er vom Leiter der Heil- und Pflegeanstalt Illenau, Hans Römer, als dem Alkohol verfallen bezeichnet wurde, der als Anstaltsleiter unmöglich wäre.
Nachdem mit wenigen Ausnahmen alle Patienten an die Tötungsanstalten der Aktion T4 ausgeliefert worden waren, wurde die Anstalt Rastatt (mit Sitz in Zwiefalten) am 15. Juni 1940 aufgelöst.
448 Patienten aus der Pflegeanstalt für Geisteskranke in Rastatt (Baden) wurden nachweislich in die Heil- und Pflegeanstalt Grafeneck (Tötungsanstalt) verbracht und dort ermordet.
352 Patienten aus der Staatlichen Heil- und Pflegeanstalt Zwiefalten (Württemberg) wurden nachweislich in die Heil- und Pflegeanstalt Grafeneck (Tötungsanstalt) verbracht und dort ermordet.
More info: http://www.forschung-bw.de
Die nationalsozialistische „Aktion T4“ begann in Südwestdeutschland. Im September 1939 wurden alle staatlichen Heil- und Pflegeanstalten, sowie private und kirchliche Einrichtungen vom Reichsinnenministerium aufgefordert, ihre Kranken zu melden. Für jeden Kranken musste ein Meldebogen ausgefüllt werden, in dem nach
- der Art der Krankheit,
- der Dauer des Anstaltsaufenthalts,
- der Arbeitsfähigkeit und
- nach den Angehörigen und der Häufigkeit ihrer gefragt wurde.
In der Berliner Zentrale, der Tiergartenstr. 4 (daher der Deckname T4), wurden alle Meldebögen ausgewertet. Für die Gutachterärzte waren die Kranken „lebensunwert“,
- die an „Erbkrankheiten“ wie Schizophrenie, Alkoholismus oder Demenz litten,
- schon länger Zeit krank waren,
- nicht mehr arbeiten konnten und
- um die sich die Angehörigen nicht mehr kümmerten.
Das ganze Jahr 1940 wurden die Kranken aus den Anstalten geholt, um sie in der Grafeneck Gaskammer zu ermorden. Über 10.000 psychisch kranke Männer, Frauen und Kinder fanden hier den Tod. Anfang 1941 wurde die Vernichtungsanstalt in Grafeneck aufgelöst, aber das Morden ging in Hadamar, in Bernburg, in Brandenburg, in Sonnenstein bei Pirna und in Hartheim bei Linz weiter.